"ALTE MUSIK NEU ...."

"Alte Musik Neu"

Die Bearbeitungen der Werke von Schütz und Monteverdi sollen einen neuen Aspekt in unsere Begegnung mit der sogenannten "Alten Musik" bringen. Ich könnte diese Richtung auch "Alte Musik im neuen Gewand" nennen: Nachdem wir uns die letzten 50 Jahre (und mehr) um die Originalinstrumente, den authentischen Klang und die richtige Aufführungspraxis mit großem Erfolg bemüht haben, wird es Zeit, diese Musik auch in unsere "normalen" Konzertprogramme zurück zu gewinnen.

Durch die Verwendung des historischen Instrumentariums ist die fast die Gesamtheit dieser Werke in eigene Konzerte und Festivals ausgesiedelt worden. Ich aber sehe Musik als eine großartige Einheit - wie wir ja auch der Architektur in unseren Städten, der bildenden Kunst in den Museen, der Poesie im Buch und auf der Bühne begegnen. Noch das ganze 19. Jahrhundert - seit der Wiederentdeckung dieses unschätzbaren Musik-Erbes - und bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts bestand ein ungebrochenes Verhältnis zu Allem was schön und interessant genug schien, es in kleinem Kreis oder im Konzert zu spielen und zu hören.

Dieses Einbeziehen älterer Werke in unsere Programme scheint mir für die vermehrte Verbreitung und Kenntnis der frühen Komponisten wichtig, denn nur durch das Hören und Wiederhören kann sich die Liebe entwickeln, wie wir sie in Bildender Kunst und Literatur zu den Meistern aller Epochen empfinden. Dies soll nicht als Absage an die historischen Instrumente ausgelegt werden: selbstverständlich gestalten wir auch weiterhin eigene Programme im historischen Klang, wie wir dies - seinerzeit fast als Einzige - in den Albertina-Konzerten schon gehalten haben. Aber hier soll nun der Versuch gemacht werden, diese frühen Meisterwerke aus dem Ghetto eines selbstgewählten Spezialistenkreises zu befreien und in modernerer Beleuchtung vielleicht ihr auch neue Facetten abzugewinnen. Vorbilder wie Hindemith, Strawinsky ermutigen dazu.

Eduard Melkus